Eine Abschrift vom Originalbrief von Jochen Jürgensen an den TÜV-München vom 12.03.1981,der als Info über das Expeditionsgespann vorab an den TÜV gesendet wurde:
Technische Abnahme und Zulassung von 5 Expeditionsseitenwagen Motorrädern.
In Zusammenarbeit mit dem Motor-Club München Ost e.V. und dem ADAC Südbayern habe ich 5 identische Expeditions- Seitenwagen Maschinen gebaut. Im Herbst diesen Jahres soll damit eine Süd-Ost Asien Expedition gefahren werden. Für die Bewilligung der Asiatischen Reiseroute setzt sich die bayrische Staatskanzlei ein.
Auf Anraten Ihres Herrn Morgenstern (er konnte die Maschinen bereits im Motor-Club München Ost besichtigen), möchte ich Sie mit der technischen Konzeption vertraut machen. Die Maschinen wurden für schwersten Einsatz bei größtmöglicher Zuverlässigkeit und Sicherheit gebaut. Beiliegende Fotos mögen Ihnen einen Eindruck vermitteln. (das Nummernschild wurde lediglich für Fotozwecke montiert).
Da BMW für schweren Seitenwagen- Betrieb leider keine genügend stabile Hinterradschwinge, Kardan, Kardangelenk mehr herstellt, musste ich einen Moto Guzzi Motor verwenden.
Technische Angaben zum Fahrgestell: Reynolds Rohr 531, Festigkeit 78,74 kg/mm² Hartgelötet, Lotfestigkeit 55,11 kg/mm² (Das Fahrgestell wurde nach meinen Angaben bei Wasp in Salisbury/ England gefertigt. Unterlagen vorhanden) Seitenwagen- Rahmen mit Maschinenrahmen 5x verschraubt. Kraftstofftank (Maschinenheck) Aluminium geschweißt mit Schwallblechen 60 Ltr Inhalt, Druckgeprüft 0,3 bar. (Satteltank dient als Reserve- Ölkanister). Räder: alle mit Moto Guzzi Hinterrad-Naben in 15 Zoll Stahlfelgen gespeicht. Alle untereinander austauschbar.
Bereifung: 125/135/145:15
Sitzplätze: Maschine: 1 Seitenwagen: 1
Leergewicht: Amtl. Waage : 400kg
Zul. Gesamtgewicht: 700kg
Antrieb: Moto Guzzi Typ VD, 850 ccm (für höhere Zuverlässigkeit wurden die Motoren mit niedrigen Kolben versehen. Statt 1:8,2 beträgt die Verdichtung nunmehr 1:6. Amtl. Leistungsprüfstand steht noch aus. Ferner wurde ein großdimensionierter Mann-Luftfilter mit Sandabscheider montiert, ebenso ein zuschaltbarer Ölkühler. Die Hinterradübersetzung wurde von original 8/35 auf 6/32 verkürzt.) Schalldämpfer: Ford Taunus, Prüfzeichen.
Zur Bremsanlage: Die meisten heute im Betreib befindlichen Seitenwagen-Maschinen begnügen sich mit einer Bremsanlage nur an der Maschinenseite (das Seitenrad bleibt also ungebremst).
Die großen Strassengespanne der Firma EML mit BMW-, Ducati-, Honda- oder Moto Guzzi- Motoren verfügen zwar auch über ein zul. Gesamtgewicht zwischen 650-700kg, fahren aber ausHerstellungskostengründen nur mit den Maschinenbremsen.
Man nimmt hier eine nicht ganz exakte Spurhaltung bei Bremsmanövern auf rutschiger Fahrbahn in Kauf. Es ist ja auch nicht weiter gefährlich.
Nur muss eben beim Bremsen dieser Gespanne das Vorderrad leicht nach rechts gedrückt werden, um damit das ungebremste Voreilen des rechtsseitig montierten Seitenwagens auszugleichen. Wir bremsen diese 5 Gespanne aus Sicherheitsgründen hydraulisch mit allen 3 Rädern.
Wir verwenden zweimal die original Bremsanlagen Brembo/ Moto Guzzi, wie sie an der Moto Guzzi Solomaschine für die Fußbremse ausgelegt ist.
An der Solomaschine wird mit der Fußbremse eine Bremszange am Hinterrad und eine Bremszange am Vorderrad betätigt. Die Hydraulikpumpe ist also zur Betätigung für zwei Zangen ausgelegt.
Wir bremsen also mit der Fußbremse das Hinterrad und das Seitenrad mit je einer Zange. Mit der Handbremse das Vorderrad mit zwei Bremszangen.
Weil das Seitenwagenrad aus Sicherheitsgründen auf gar keinen Fall die gleiche Verzögerung bringen darf wie das Hinterrad, werden am Seitenrad Beläge mit 30% geringerer Bremsleitung eingebaut.
Die Fußbremse verzögert nun das Gespann völlig präzise, ohne das Gespann aus der Fahrtrichtung zu drängen.
Bei allen Straßenfahrzeugen ist es nun Vorschrift, jedes Rad bei der Bremsprüfung mit 37% des zul. Gesamtgewichts zu belasten.
Wie aber soll das nun bei einem asymetrischen Fahrzeug geschehen?
Wir hätten in diesem Falle für das Seitenrad ein eigenes Bremspedal anordnen müssen, welches wahlweise (wie bei einem Traktor) mit der Hinterradbremse, oder separat betätigt werdenkönnte. Ist aber unpraktisch, da es zu viel Übung und Feinfühligkeit beim Bremsen erfordert.
In gar keinem Fall, wie auch immer die Bremsanordnung gewählt ist, darf das Seitenrad die Verzögerung des Hinterrades oder des Vorderrades bringen.
Wie schon gesagt, betätigt die Fußbremse in unseren Gespannen zwei Zangen, die Handbremse ebenso. Dafür sind auch die Bremspumpen ausgelegt.
Ist es nun nicht richtig, bei der Brems- und Belastungsprüfung das Gespann wie eine Solomaschine zu testen? –
Erst die Fußbremse mit 37% des zul. Gesamtgewichts auf 1000m (wobei sichnebenbei zeigen wird, dass dieses Gespann gerade bremst), und dann die Handbremse testen. Sehr dankbar wäre ich, wenn die Abnahme und die Prüfungen an meinem Wohnort durchgeführt werden könnten.